Von Charlotte Erdmann

  • Vier neue Weltmeister im Islandpferdesport
  • Eine Silbermedaille ging durch Young Rider Johanna Beuk nach Deutschland
  • Bronze für Johanna Tryggvason, Jolly Schrenk und Frauke Schenzel
F1 Marvin Heinze

Marvin Heinze bei der F1. Foto: Michael Rasmussen

Bad Salzdetfurt. Nur 18 Weltmeister kann es alle zwei Jahre auf der Islandpferde-Weltmeisterschaft geben. Nach einer Woche WM in Herning/Dänemark ist nun klar: Vier davon kommen aus Deutschland. Die deutschen Reiter zeigten sich in ihrer besten Form und holten außerdem einmal Silber und dreimal Bronze. Weltmeister können sich Johanna Tryggvason aus Radevormwald, Helmut Bramesfeld aus Neumünster, Lucie Maxheimer aus Ratingen/Düsseldorf und Marvin Heinze aus Ladbergen nennen.

Mit am spannendsten machte es Helmut Bramesfeld aus Neumünster, der mit seinem Blöndal vom Störtal die Disziplin des Speedpass gewann. Die beiden übernahmen nach einem sehr souveränen, aber dennoch rasanten Ritt mit einer Zeit von 7,42 Sekunden im ersten Lauf direkt die Führung. Im zweiten Durchgang wurden sie dann mit einer Zeit von 7,36 Sekunden Weltmeister über die Distanz von 100 Metern. Der 14jährige Wallach Blöndal vom Störtal zeigte sich dabei von seiner besten Seite: Hohe Temperaturen und das vor Begeisterung tobende Publikum ließen ihn unbeeindruckt; die beiden legten eine harmonische Performance hin. Sie trainieren nach der Philosophie des Natural Horsemanship und bewiesen mit ihrem Sieg, dass sich Leistungssport auf höchstem Niveau auch bei den Islandpferden mit den Trainingsprinzipien des Natural Horsemanship vereinen lässt: „Normalerweise reite ich meine Pferde frei. Wenn du dein Pferd ohne Zügel reiten kannst – dann bist du auf dem richtigen Weg” so Bramesfeld auf dem Siegertreppchen.

Speedpass Helmut Bramesfeld

Helmut Bramesfeld beim Speedpass. Foto: Andreas Hejndorf/Hejndorf-Foto

Weitere Goldmedaillengewinnerin und neue Weltmeisterin bei den Erwachsenen ist Johanna Tryggvason aus Radevormwald. Sie siegte mit ihrem Fönix frá Syðra-Holti in der Viergangkombination. Diese setzt sich aus den besten Punktwertungen in einer der Töltprüfungen T1 und T2 sowie der Viergangprüfung zusammen. Tryggvason erhielt für ihren feinen und mitreißenden Ritt in der T2 Bronze und den vierten Platz in der Viergangprüfung. Das sicherte ihr den Weltmeistertitel in der Kombinationswertung.

Zwei weitere Weltmeistertitel gab es unter den Junioren (Altersklasse 16-21 Jahre) für Deutschland: Der erst 20jährige Marvin Heinze aus Ladbergen holte mit seinem Hengst Myrkvi vom Quillerhof aus familieneigener Zucht den Weltmeistertitel der Young Rider (YR) im Fünfgang nach Deutschland. In einem sehr spannenden Finale, bei dem die Entscheidung bis zum letzen Passlauf offen war, setzte er sich mit 6,69 Punkten gesamt an die Spitze. Damit toppte er seine bisherigen Leistungen als Vizemeister der Deutschen Jugend-Islandpferdemeisterschaft(DJIM) 2011 und als Meister der DJIM 2014 im Fünfgang mit einem internationalen Sieg.

T2 Johanna Tryggvason

Johanna Tryggvason bei der T2. Foto: Andreas Hejndorf/Hejndorf-Foto

Den Weltmeistertitel in der Töltprüfung T2 YR gewann die 17-jährige Lucie Maxheimer aus Ratingen bei Düsseldorf mit ihrer Rappscheckstute Stjörn vom Eifelhaus. Mit gleichmäßig guten Noten in allen Aufgabenteilen der Töltprüfung T2 ließ sie die gesamte Konkurrenz im A-Finale ihrer Altersklasse hinter sich und gewann mit 6,42 Punkten.

Neben den neuen Weltmeistern unter den Deutschen waren die deutschen Reiter auch auf den weiteren Siegerplätzen äusserst erfolgreich. Die Juniorin Johanna Beuk aus Marxen bei Hamburg bewies mit ihrem Merkur von Birkenlund und einer Silbermedaille in der Viergangprüfung YR, dass sie mit zu den besten Nachwuchsreitern der Islandpferdeszene zählt. Neben der Bronzemedaille für Johanna Tryggvason und Fönix frá Syðra-Holti in der T2 errangen im Erwachsenen-Klassement außerdem Jolly Schrenk aus Bestwig-Berlar mit ihrem ausdrucksstarken Fuchs Glæsir von Gut Wertheim Bronze in der Viergangpüfung. Die bereits bei den Zuchtprüfungen mit ihren Zuchtpferden so erfolgreiche Frauke Schenzel war außerdem die drittbeste Kombiniererin in der Viergangkombination und erhielt mit ihrer schicken Rappstute Óskadís vom Habichtswald die Bronzemedaille in dieser Disziplin.

WM 2015 Tribüne

Foto: Matilde Bøgh

Alle Sieger dieser Meisterschaft haben neben ihren vom Publikum in Herning bejubelten Erfolgen automatisch die Startberechtigung für die nächste Weltmeisterschaft, die 2017 im niederländischen Oirschot stattfinden wird.
Eine Medaillenübersicht und ein Medaillenspiegel sind hier zu finden.

Informationen zur Islandpferde-Weltmeisterschaft in Herning
Die Weltmeisterschaft der Islandpferde fand vom 3.bis 9. August 2015 im dänischen Herning statt. Islandpferde sind die einzige Pferderasse mit einer eigenen Turnierordnung und einer eigenen Weltmeisterschaft. Geprüft werden die besonderen Gangarten der Islandpferde durch Tölt- und Passprüfungen. Zudem gibt es die Passrennen und die Viergang- sowie die Fünfgangprüfungen. Die Organisation der VM 2015 basiert auf einer Kooperation zwischen den nationalen Islandpferde-Vereinigungen der sechs nordischen Länder: Island, Norwegen, Schweden, Dänemark, Finnland und den Faröer Inseln. Das Motto dieser WM lautete „Can you hear the beat?“. Am Start waren 15 Nationen mit 205 Pferden. Über 500 freiwillige Helfer waren dafür verantwortlich, dass vor Ort alles klappt.